Inwieweit wird der Mittelstand 2050 ein anderer als heute sein?
Interview mit Thomas Herrmann, CEO, ENTIRETEC AG
„Unternehmen, deren Geschäftsabläufe und Produktion bereits in Teilen oder komplett digitalisiert sind, verfügen ganz klar über einen Wettbewerbsvorteil: sie sind effizienter, flexibler und produktiver.“
1. Warum engagieren Sie sich in der Innovation Alliance?
Die Partnerschaften der Innovation Alliance sind eine gute Ergänzung des eigenen Portfolios. Wir können unsere Expertise erweitern und uns neues Know-how für bestehende und potentielle Kunden aneignen. Als „One-Stop-Shop“ bieten wir Kunden auf diese Weise eine umfassendere Betreuung und ein breites Spektrum an Dienstleistungen aus einer Hand. Die Kombination aus verschiedenen, partnerübergreifenden Lösungen und gemeinsam entwickelten Geschäftsmodellen eröffnen außerdem neue Bereiche der Kundenansprache.
2. Welche Erfahrungen haben Sie im Bereich Digitalisierung?
Unser Unternehmen ist Spezialist für weltweit verfügbare Managed Services im Bereich Network & Security. Unsere Lösungen unterstützen unter anderem die Automation von Geschäftsprozessen – insbesondere bei Industriekunden wie ZEISS, SCHOTT und Jenoptik. Im Zuge der Digitalisierung spielt auch das Informationsmanagement eine immer bedeutendere Rolle, da die Anzahl der IP-fähigen Geräte exponentiell zunimmt – allen voran im Bereich IoT. Wir bei ENTIRETEC haben daher ein webbasiertes Service-Portal entwickelt, um unseren Kunden die Assets ihrer heterogenen Netzwerk- und Servicelandschaft herstellerübergreifend sichtbar zu machen – an jedem Ort, von jedem Endgerät, in Echtzeit.
3. Was ist Ihre Zukunftsvision der Industrie 2050?
Ich denke, dass wir mit einem komplett neuen Mittelstand zu rechnen haben, der mit vielen Traditionen brechen wird. Denn die weitreichende Automation von Geschäftsbereichen und -prozessen führt zu umfassenden Veränderungen in den (mittelständischen) Unternehmen und im Management. Im digitalen Zeitalter verschmelzen die reale Welt und die weltweite digitale Vernetzung miteinander.
4. Welche Bedeutung hat Digitalisierung Ihrer Einschätzung nach für den deutschen Mittelstand?
Unternehmen, deren Geschäftsabläufe bereits in Teilen oder komplett digitalisiert sind, verfügen ganz klar über einen Wettbewerbsvorteil: Sie werden effizienter, flexibler und produktiver. Der Mittelstand muss sein Portfolio an die immer schnelllebige digitale Welt anpassen und neu ausrichten. Ziel der Unternehmen sollte daher sein, einen Weg zu finden, das eigene Geschäftsmodell im Zeitalter von IT und Digitalisierung erfolgreich fortzuführen.
5. Welche Vorteile können KMU aus Ihrer Zielbranche aus der Digitalisierung ziehen?
Durch die Digitalisierung entstehen neue Geschäftsfelder für bestehende Produkte. So ermöglicht zum Beispiel Sensorik in Maschinen und Anlagen neue Wartungsmodelle. Zudem steht bei heutigen Verkaufsmodellen oft nicht die Anlage selbst im Fokus, sondern die Anzahl der darauf produzierten Produkte.
Auf diesen Geschäftsfeldern aufbauend entwickeln sich in rasantem Tempo neue Märkte. Um diese zu erschließen, bedarf es innovative und neue Produkte. Hier kann der Mittelstand mit seinem tiefen Know-how ansetzen und sich als Vorreiter neu positionieren.
6. Welche Schwierigkeiten haben KMU Ihrer Zielbranche mit der Digitalisierung?
Die Unternehmen müssen gewissermaßen ihre „DNA“, also ihre Unternehmenskultur und -struktur, verändern und lernen, sich auf neuem Terrain zu bewegen. Die eigene IT muss dabei auf das Business und die heutigen Security-Anforderungen ausgerichtet werden. Damit sollten Unternehmen nicht zu lange warten, denn neue Märkte sind durch Digitalisierung bereits entstanden.
7. Gibt es eine goldene Regel, die für die Digitalisierung von KMU gilt? Zum Beispiel wo oder wie man beginnen sollte?
Es gibt einige Regeln, die die Digitalisierung auch für mittelständische Unternehmen greifbar und umsetzbar machen: Digitalisierungsprojekte sollten in überschaubaren Schritten ausprobiert werden. Wenn sie erfolgreich sind, werden sie in Etappen weiterentwickelt und umgesetzt. Das geschieht nicht von heute auf morgen. Wichtig ist, dass nur diejenigen Prozesse digitalisiert werden, bei denen es auch Sinn macht. Abläufe und Vorgehensweisen, die sich nach wie vor bewähren, sollten erstmal beibehalten werden.
8. Was wird DAS Thema der Mittelstandsdigitalisierung bis 2021?
Ich denke, DAS Thema in den kommenden Jahren wird die Daten- und Informationsverfügbarkeit sein, nicht zuletzt um Automation und Künstliche Intelligenz zu ermöglichen und zu unterstützen. Dabei spielen auch Datensicherheit und der sichere Zugang zu sämtlichen Informationen eine wichtige Rolle.